Mundgesundheit für Mutter und Kind

Mundgesundheit für Mutter und Kind

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA setzen ihre erfolgreiche „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ fort.

Das Schwerpunkt-Thema 2020 ist „Interdisziplinäre Allianz zur zahnmedizinischen Prävention in der Schwangerschaft“ (s. dazu auch die Informationen zur Ausschreibung des Präventionspreises 2020).

Weil Zähne und Zahnfleisch in der Schwangerschaft besondere Beachtung brauchen, empfehlen.Zahnmediziner werdenden Müttern, in diesen Monaten zwei zahnärztliche Kontrolluntersuchungen durchführen zu lassen.

Während der Schwangerschaft können bereits geringe Plaque-Mengen im Bereich des Zahnfleischsaumes zu Entzündungen führen. Das Zahnfleisch braucht deshalb sorgfältige Pflege, um beispielsweise Schwangerschaftsgingivitis zu vermeiden. Auch Kariesprophylaxe ist für schwangere Frauen von besonderer Bedeutung. Ein erhöhtes Kariesrisiko der Mutter hat auch Auswirkung auf das Kind. Kariesvorsorge in Form einer verbesserten Mundhygiene hilft demnach nicht nur der werdenden Mutter, sondern auch dem Kind.

Mundgesundheit und Gesamtgesundheit stehen in engem Zusammenhang

Professor Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und Co-Initiator der „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ möchte „dafür sensibilisieren, dass eine intensive Mundhygiene das A und O für eine gute Mundgesundheit in der Schwangerschaft ist und damit auch eine wichtige Voraussetzung für die Gesamtgesundheit“. Wissenschaftliche Studien zeigen zudem enge Zusammenhänge zwischen Mund- und Allgemeingesundheit, z. B. dem Auftreten von Schwangerschaftskomplikationen und Parodontitis. Außerdem ist die Schwangerschaft gesundheitspädagogisch eine wichtige Phase für die Vermittlung von Präventionsmöglichkeiten, nicht nur in der Zahnmedizin.

Mit-Initiator Dr. Burkhard Selent, Leiter Scientific Affairs bei CP GABA, betont „die hohe Bedeutung enger Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizinerinnen und den Fachgruppen, die in dieser Zeit sehr nahe an der Schwangeren und ihrer Familie sind. Dazu gehören neben Gynäkologinnen vor allem auch Hebammen, die eine hohe Vertrauensposition bei werdenden Müttern haben und wichtige Beratungsaufgaben übernehmen“.

Allianz aus interdisziplinären Experten

Wie in den Vorjahren ist der Kreis aus Experten für das Thema 2020 „Interdisziplinäre Allianz zur zahnmedizinischen Prävention in der Schwangerschaft“ wieder prominent besetzt:

Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk, Metropol Medical Center, Nürnberg, ist Gynäkologe und u. a. Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Mundgesundheitsstiftung. Prävention ist für ihn und seine Arbeit ein zentrales Thema mit vielen unterschiedlichen Aspekten: von der richtigen Ernährung bis hin zur gesamtheitlichen Situation der Patientinnen im Rahmen des Alterungsprozesses. Beim Thema Mundgesundheit stellt Kleine-Gunk fest, dass Zahnmedizinerinnen und Gynäkolog*innen sich beruflich zu wenig begegnen und es damit bisher nur ungenügend Austausch zu den mundgesundheitlichen Präventionsthemen gibt. Für Kleine-Gunk ist es wichtig, dass das Thema mit der Initiative in den Fokus rückt, der fachübergreifende Austausch angeregt wird und bereits bestehende, regionale, interdisziplinäre Kooperationen die Chance haben, sichtbar zu werden.

Prof. Dr. Bettina Dannewitz, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main, ist Präsidentin der DG PARO. Als dreifache Mutter sieht sie die Schwangerschaft als eine sehr wichtige Phase im Leben einer Frau. Aus ihrer Erfahrung kann man in dieser Zeit bei der Schwangeren sehr gute Impulse für eine gesunde Lebensführung und auch für effektive Maßnahmen zur Mundgesundheit setzen. Allerdings sollten sich alle Empfehlungen auch in der oftmals sehr stressigen Zeit nach der Geburt umsetzen lassen. Die Spezialistin für Parodontologie weist auf eine umfassende Studienlage zu Schwangerschaft und Parodontitis hin (1). Zudem stellt das EFP-Projekt „Mundgesundheit & Schwangerschaft“ (Oral Health & Pregnancy) umfangreiches Informationsmaterial sowohl für Zahnmediziner und ihre Teams, aber auch für medizinisches Fachpersonal und die schwangeren Frauen selbst zur Verfügung. Das Material wurde von der DG PARO auf Deutsch übersetzt und ist über die Website der Fachgesellschaft abzurufen. Weiterhin wurde zusammen mit der Universität Greifswald ein Selbsttest entwickelt und validiert, mit dem unkompliziert das eigene Risiko für das Vorliegen einer Parodontitis eingeschätzt werden kann (2). Dieser Selbsttest kann fachübergreifend von Gynäkologinnen und Humanmedizinerinnen zu einer ersten Einschätzung der Mundgesundheit ihrer schwangeren Patientin eingesetzt werden. Als weitere Fachgruppe, die in das Thema eingebunden werden sollte, sieht Dannewitz Mitarbeitende in Kindergärten- und krippen.

Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Mitautor der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V), hat primär das Kariesrisiko im Blick. Er stellt fest, dass bei vielen Kindern die Karies immer noch sehr früh einsetzt und teilweise äußerst ausgeprägt verläuft. Das stellt für die Kinder, ihre Familien und die behandelnden Zahnärzte*innen eine hohe Belastung dar. Dabei gibt es laut Schiffner bereits gute Handlungsempfehlungen beim Thema Mundgesundheit in der Schwangerschaft, beispielsweise vom bundesweiten Netzwerk „Gesund ins Leben“. Das Netzwerk ist beim Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelt. In der Broschüre „Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft“, die 2018 vom Netzwerk aufgelegt wurde, ist u. a. das Thema Zahnmedizin mit konkreten Empfehlungen und Hintergrundinformationen eingebunden (3).

Andrea Ramsell vom Deutschen Hebammenverband ist überzeugt, dass persönliche Gespräche mit den Schwangeren gut dazu genutzt werden könnten, für das Thema Mundgesundheit zu sensibilisieren. Denn während der Schwangerschaft wird zwischen Hebamme und werdender Mutter ein enges Vertrauensverhältnis aufgebaut. Leider zeigt die Praxiserfahrung, dass Zahngesundheit und -prophylaxe im Beratungsalltag von Hebammen und Gynäkolog*innen noch viel zu selten angesprochen werden. Dafür will Ramsell durch die Teilnahme an der Initiative in ihrer Fachgruppe werben. Aus Sicht der Vertreterin des Hebammenverbandes bietet es sich an, verschiedene digitale Kommunikationskanäle zu nutzen, um Zugang zu den Schwangeren zu finden und sie z. B. durch personalisierte Erinnerungen an die Zahnprophylaxe und weitere Informationen, wie beispielsweise Videos, zu unterstützen.

Literaturverzeichnis

1. https://www.efp.org/gum-disease-general-health/oral-health-pregnancy/bibliography/
2. Selbsttest zur Einschätzung des Parodontitis-Risikos – als App oder Fragebogen: https://www.dgparo.de/media/download-5a1fbed30aef0
3. Gesund ins Leben – Mund- und Zahngesundheit https://www.efp.org/gum-disease-general-health/oral-health-pregnancy/bibliography/