Corona verändert auch den Ernährungsalltag

Das sind die Ergebnisse des Ernährungsreports 2020.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa von Dezember 2019 bis Januar 2020 rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 14 Jahren telefonisch zu ihren Ess- und Einkaufsgewohnheiten – bereits zum fünften Mal seit 2015. Aufgrund der aktuellen Corona-Situation ergänzte das BMEL die Umfrage um die Zusatzbefragung „Ernährung in der Corona-Krise“: Ebenfalls repräsentativ wurden im April 2020 weitere rund 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger gefragt, welchen Einfluss die Corona-Krise auf ihr Einkaufs-, Koch- und Essverhalten hat. Die wichtigsten Ergebnisse aus beiden Befragungen sind im Ernährungsreport 2020 zusammengefasst; sie wurden am 29. Mai von Bundesministerin Julia Klöckner vorgestellt.

Zu schön, um wahr zu sein?

Um die Ergebnisse realistisch einordnen zu können, sollte berücksichtigt werden, dass die Meinungsforscher weder die Einkaufszettel der Befragten noch deren Haushaltsmüll kontrolliert haben. Sie verlassen sich auf die per Telefon erteilten Selbstauskünfte. Dabei gerät das Selbstbild der Menschen mitunter in scharfen Kontrast zur Wirklichkeit an der Supermarktkasse.

Zentrale Ergebnisse der Basis-Befragung: Lecker, gesund und schnell

Beim Essen wissen die Deutschen genau, was sie wollen: Gut schmecken soll es (98 %) – und gesund sein (90 %). Das sagen fast alle, ob Frau oder Mann, Stadt oder Land. Dabei gilt: Je älter die Befragten, desto wichtiger wird der Aspekt der Gesundheit. 80 % der 14- bis 29-Jährigen finden eine gesunde Ernährung wichtig, bei den über 60-Jährigen sind es 96 %. Zeit spielt dabei eine Rolle: 52 % der Befragten ist es (sehr) wichtig, dass sich das Essen einfach und schnell zubereiten lässt. Vor allem Alleinlebende (63 %) und Frauen (57 %) mögen es unkompliziert.

32 % ist es wichtig, dass das Essen preiswert ist. Jüngere sind dabei preisbewusster als Ältere: Achtet bei den 14- bis 29-Jährigen knapp jeder Zweite auf den Preis (48 %), sehen bei den 45- bis 59-Jährigen nur knapp ein Viertel (24 %) und 29 % der über 60-Jährigen den Preis als wichtig an. Etwa ein Drittel der Befragten (33 %) ist es wichtig, dass das Essen kalorienarm ist.

 

Ausgewogene Vielfalt auf den Tellern

Gemüse und Obst werden bei 70 % der Befragten täglich aufgetischt. 64 % greifen täglich zu Milchprodukten. Und nur 26 % essen täglich Fleisch – deutlich weniger als in früheren Befragungen. Mehr als jeder zweite Befragte (55 %) bezeichnet sich selbst sogar als „Flexitarier”, also als Fleischesser, der oder die gelegentlich bewusst auf Fleisch verzichtet. Die Zahl der Vegetarier (5 %) und Veganer (1 %) bleibt hingegen gleich.

Es darf auch weniger Zucker sein

Weniger ist mehr – 86 % der Befragten befürworten es, dass Fertigprodukten weniger Zucker zugesetzt wird, auch wenn die Produkte dann nicht mehr so süß schmecken. Die Zustimmung bei den Frauen liegt etwas höher: Sie sprechen sich zu 91 % für weniger Zucker in Fertigprodukten aus, bei den Männern sind es 80 %.

Den fehlenden Zucker in Fertigprodukten durch künstliche Süßstoffe auszugleichen, ist für die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher dagegen keine Option. Nur 6 % fänden dies gut (Männer: 8 %, Frauen: 4 %). 7 % der Befragten wünschen sich keine Veränderung, vor allem die Jüngeren zwischen 14 und 29 Jahren sowie Männer sind der Meinung, dass die Menge an zugesetztem Zucker unverändert bleiben soll (jeweils 11 %).Wie viel Zucker, Fett und Salz in einem verarbeiteten Lebensmittel oder Fertigprodukt enthalten sind, spielt auch beim Einkauf eine Rolle (Abb. 3): 56 % der Befragten achten immer oder meistens darauf, wie viel Zucker das Produkt enthält, beim Fett tun dies 43 %. Auf den Salzgehalt achtet ein Viertel der Befragten (25 %). Mehr als die Hälfte (56 %) haben schon einmal bewusst Fertigprodukte gekauft, bei denen der Gehalt an Zucker reduziert war. 48 % kauften bewusst fettreduzierte Produkte, 17 % salzreduzierte Produkte.

Zentrale Ergebnisse der Zusatzbefragung „Ernährung in der Corona-Krise“

  • Für 39 % der Befragten hat durch Corona die Bedeutung der Landwirtschaft nochmals zugenommen.
  • Besonders hoch fällt dieser Zuwachs bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus: Fast die Hälfte misst der Landwirtschaft eine höhere Bedeutung zu (47 %).
  • 30 % der Befragten gaben an, dass sie in der Corona-Krise mehr kochen als zuvor.
  • 28 % der Befragten nehmen Mahlzeiten häufiger als zuvor gemeinsam ein.
  • Beim Kochen werden mehr frische Zutaten verwendet.

Ob der Respekt für Bauern, der Trend zu bewusster Ernährung, die neue Kochbegeisterung und das gemeinsame Essen von Dauer sein werden oder lediglich den Einschränkungen in der Corona-Pandemie geschuldet ist, wird sich noch zeigen. Mit den Lockerungen im öffentlichen Leben könnten sie sich rasch wieder verflüchtigen.