Warum eine Dentalhygienikerin ein Gewinn für die Praxis ist

Was leistet eine DH? Lisa Grötzner vom Team Fortbildung Behandlungsassistenz der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe gibt Antworten.

Seit 20 Jahren gibt es bereits die Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin in enger Kooperation mit der Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung des Universitätsklinikums Münster und der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (ZÄK WL). Jedes Jahr steigt das Interesse deutlich an. Die Kursinhalte orientieren sich am internationalen Schweizer Ausbildungsstandard und sind durch die IFDH (International Federation of Dental Hygienists) als gleichwertig zu den Mindestanforderungen einer zweijährigen Ausbildung anerkannt.

Neben Fachwissen auch ersönliche Weiterentwicklung

Gerade die Aufstiegsfortbildung zur Dentalhygienikerin ist für die Kursteilnehmerinnen eine ganz besondere Erfahrung. Erfahrungsberichte zeigen, dass vor allem der überdurchschnittliche Zusammenhalt die gemeinsame Fortbildungszeit deutlich prägt. Die frisch gebackenen DHs berichten, sie wären nicht nur mit einem unermesslichen Schatz an Fachwissen beschenkt worden, sondern hätten sich auch merklich persönlich weiterentwickelt. Jede von ihnen möchte interessierten KollegInnen, denen es noch an Mut und Umsetzungskraft fehlt, diesen Weg ans Herz legen: Werden Sie Dentalhygienikerin oder Dentalhygieniker!

Appell an Chefinnen und Chefs

Trotzdem bekomme ich als Fortbildungsreferentin in diesem Bereich wiederkehrend frustrierte Rückmeldungen von Kursteilnehmerinnen. In den Zahnarztpraxen mangelt es häufig von Seiten des Teams auf Grund von Unwissenheit an Interesse, Anerkennung und Wertschätzung. Daher stellt sich im Laufe der Fortbildungszeit eine gewisse Unzufriedenheit bei den jungen Damen ein. Meine Worte sind daher speziell an ChefInnen bzw. PraxisinhaberInnen gerichtet, um nochmals eindeutig den Mehrwert und vor allem die Qualitäten einer Dentalhygienikerin hervorzuheben.

Die Aufgaben einer Dentalhygienikerin

Die Aufgaben einer DH sind nicht in wenigen Worten zusammenzufassen. Bei dem nach wie vor hohen Vorkommen an parodontal erkrankten Patienten können nicht alle Maßnahmen zur Prävention und Therapie vom Zahnmediziner allein durchgeführt werden. Abhilfe schafft hier hoch qualifiziertes Fachpersonal. Die primäre Aufgabe einer Dentalhygienikerin ist das Unterstützen des Zahnarztes beim Erkennen und Verhüten von Erkrankungen in der Mundhöhle. Daher ist sie in der Kariesprophylaxe, Parodontitistherapie und allgemeinen Gesundheitsförderung tätig. In erster Linie ist es ihre Aufgabe, ein wissenschaftlich fundiertes, prophylaxeorientiertes Behandlungskonzept in der Zahnarztpraxis zu etablieren. Sie ist darin ausgebildet, Anzeichen auf krankhafte Veränderungen an der Gingiva, Mukosa, dem Zahnhalteapparat und den Zähnen zu erkennen. Außerdem muss sie mit Patienten jeder Altersgruppe individuelle Motivations- und Instruktionsgespräche führen und somit im Bereich Mundhygiene immer auf dem aktuellen Stand sein. Auch im Bereich der medizinischen und zahnmedizinischen Anamnese hat die DH fundiertes Fachwissen, um Zwischenfälle und Komplikationen während oder nach der Behandlung zu vermeiden.

Breites Bündel an Kompetenzen

Durch die Unterstützung bei der Befunderhebung und deren Interpretation kann sie individuelle dentalhygienische Behandlungs- und Betreuungspläne für den Zahnarzt erstellen.

Sie als Chefin oder Chef können also auf fachlich hohem Niveau mit ihrer Dentalhygienikerin evidenzbasiert Parodontal- und Röntgenbefunde analysieren. Zusätzlich übernimmt sie im Rahmen der Delegation die daraus resultierende Planung, Organisation und Durchführung der parodontalen Vorsorge, der systematischen, nicht-chirurgischen Parodontitistherapie im Sinne des Deep Scalings und der Wurzelglättung und auch der regelmäßigen Nachsorge (UPT).

Dieses Maß an Kompetenzen erfordert das Beherrschen wissenschaftlicher Grundlagen und daraus resultierend logisch-abstraktes Denken sowie gesunde Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit zu Mitmenschen und Empathiefähigkeit verbunden mit persönlicher Ausstrahlung. Die Arbeit als DH erfordert daher auch die Fähigkeit der Geduld, Selbstkontrolle, Selbstkritik und Kreativität!

Dr. Maximilian Brekel, Zahnarzt und Praxisinhaber, Datteln:

„Die Beschäftigung meiner Dentalhygienikerin ist für das gesamte Praxisteam eine große Bereicherung. Nicht nur ich und meine zahnärztlichen Kollegen, sondern auch das gesamte Team profitieren erheblich durch ihre Leitung der Prophylaxeabteilung und ein individuell an die Praxis angepasstes Konzept zur Prävention und Therapie parodontaler Erkrankungen. Sie ist deutlich autonomer in ihrer Arbeit und besitzt daher auch ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Unsere Patienten schätzen die Behandlung durch eine hoch qualifizierte Fachkraft sehr! Für mich als Zahnarzt und Praxisinhaber ist es eine große Entlastung, gewisse Aufgaben und Kompetenzbereiche an sie zu delegieren. Ich kann nur jeder/m meiner KollegInnen die Beschäftigung einer DH ans Herz legen. Unsere tägliche gemeinsame Arbeit erfolgt Hand in Hand und gerade im kollegialen Austausch überrascht mich ihr breit gefächertes Fachwissen bezüglich Risikoeinschätzung, Befundinterpretation und Behandlungsplanung immer wieder! Sie ist ein wahres Organisationstalent und auf Grund optimalen Zeitmanagements ist eine Umsatzsteigerung im Prophylaxebereich durchaus möglich. Ich bin stolz, mich von anderen Praxen durch die Beschäftigung einer Dentalhygienikerin und somit optimal geführten Patienten und deren Zufriedenheit abzuheben!“

Lisa Grötzner, DH Team Fortbildung Behandlungsassistenz Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Körperschaft des öffentlichen Rechts Auf der Horst 29/31 48147 Münster Internet: https://www.zahnaerzte-wl.de

Erstveröffentlichung im Zahnärzteblatt Westfalen-Lippe 5/2020 Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der ZÄK WL