Kind zeigt Zähne

Versiegelungen verbessern bei MIH die Lebensqualität

Im Kurzinterview erklärt Prof. Dr. Katrin Bekes wie die Schmerzempfindlichkeit bei MIH reduziert werden kann, welche Mundhygiene-Artikel empfehlenswert sind und wie was Prophylaxe-Konzept gestaltet werden kann.

Prof. Dr. Katrin Bekes Prof. Dr. Katrin Bekes ist Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde (DGKiZ) und leitet den entsprechenden Fachbereich an der Medizinischen Universität Wien. Zu ihren Forschungsschwerpunkten MIH und mundgesundheitsbezogene Lebensqualität gibt sie Empfehlungen für die tägliche Praxis.

 

 

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation ist häufig mit Schmerzen verbunden. Wie lässt sich das Problem lösen?

Versiegelungen können Überempfindlichkeit an defektfreien MIH-Molaren signifikant verringern. Unsere Arbeitsgruppe hat gezeigt, dass der Effekt sofort nach der Versiegelung einsetzt und über zwölf Wochen konstant bleibt. Das gelingt gleichermaßen mit einem Glasionomerzement oder einem kunststoffbasierten Fissurenversiegler in Kombination mit einem selbstätzenden Adhäsiv (1). Der Effekt zeigt sich auch in der Selbstwahrnehmung der jungen Patienten, gemessen an ihrer mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität: Sie berichten von deutlich weniger Schmerzen und Problemen bei der Nahrungsaufnahme (2).

Wie sieht das Prophylaxe-Konzept an der Wiener Universitäts-Zahnklinik aus?

Wichtig ist, sofort nach der MIH-Diagnose ein individuell angepasstes therapeutisches Konzept zu erstellen. Neben dem Kariesrisiko sind die Schwere und das Ausmaß der Erkrankung zu beachten, zum Beispiel ob posteruptiv Schmelz eingebrochen ist. Generell sind regelmäßig professionelle Zahnreinigungen und Mundhygiene-Schulungen angezeigt. Weiterhin werden bei unseren MIH-Patienten auch Fluorid-Präparate im Rahmen der Kariesprophylaxe appliziert. Für zuhause empfehlen wir CPP-ACP-Präparate (zum Beispiel Tooth Mousse). Überempfindliche Molaren werden versiegelt.

Welche Mundhygiene-Artikel empfehlen Sie? Sind bei schmerzhafter MIH eher weiche Zahnbürsten geeignet?

Die Hypersensibilität von MIH-Zähnen kann nicht nur den Genuss kalter und heißer Nahrungsmittel, sondern auch die Mundhygiene beeinträchtigen. Dies begünstigt Plaquebildung und kariöse Läsionen. Entsprechend sollte zweimal täglich mit Fluoridzahnpasta geputzt werden, natürlich besonders gründlich. Ob weiche Zahnbürsten Vorteile bringen, ist nicht wissenschaftlich belegt.

Elektrische Zahnbürsten empfehlen wir, sobald das Kind diese toleriert, frühestens aber ab dem dritten Lebensjahr. Mundhygiene-Apps können dazu beitragen, Zähneputzen attraktiver zu machen. Mit geeigneten Apps ist es auch möglich, spielerisch eine richtige Mundhygiene zu erlernen.

Danke für das Interview

 

Literaturverzeichnis:

1. Bekes K, Priller J, Stamm T. Hypersensitivity relief of MIH affected molars using two sealing techniques. J Dent Res. (Spec issue 98A): IADR/AADR/CADR General Session; Final Presentation ID: 0741 2019.

2. Bekes K, Amend S, Zamek C, Priller J, Stamm T, Krämer N. Changes in oral health-related quality of life after treatment of hypersensitive molar incisor hypomineralization-affected molars with a sealing. Clin Oral Inv. 2021. doi: 10.1007/s00784-021-03947-z